HALT - Grundsätzlich versuchen wir bei unseren Treffen, ein solches Themenwort für uns begreiflich zu machen, einen Zugang zu ihm zu finden und schließlich in unseren Lebensalltag mit hineinzunehmen. Da aktuell keine Kurse stattfinden können, sind es heute meine Gedanken, die ich für Sie aufgeschrieben habe und die sie gerne „weiterspinnen“ können.
HALT - Das Wort kann für sich alleine stehen. Wir finden es aber auch in anderen Worten wieder: Haltung, innenhalten, behalten, Zurückhaltung, Haltestelle, erhalten, aushalten, Haltegeländer...... Vielleicht fallen Ihnen noch weitere Begriffe ein?!
Was bedeutet HALT für sich allein? – Einschränkung, Stillstand, ausgrenzen, Ende, ausgebremst, Stopp, Einschnitt, Wand, Unterbrechung ....... Um nur einige Beispiele zu nennen. Was fällt Ihnen auf? Auf den ersten Blick sind diese Worte negativ belegt. Ob das nun daran liegt, dass unsere aktuelle Bewegungs – und Kommunikationsfreiheit eingeschränkt sind und uns daher begrenzende Begrifflichkeiten gerade näher liegen? Oder weil der Mensch dazu neigt, das zur Hälfte gefüllte Glas Wasser als halb leer und nicht als halb voll wahrzunehmen?
Vielleicht ist es aber auch ganz anders. Vielleicht liegen Ihnen Worte auf der Zunge, schöne Worte, die HALT in einem ganz anderen Licht beschreiben: Orientierung, Sicherheit, Begleitung, Unterstützung, Bestärkung, Vertrauen, Hoffnung....Und wieder andere Leserinnen und Leser werden sich nun denken: „Ja richtig! HALT muss doch nicht immer gleich negativ oder etwas Schlechtes sein!“ Schauen Sie auf Ihr Leben! Wann haben Sie HALT als Begrenzung, wann als Befreiung erfahren? Oder ganz allgemein formuliert: Gibt es Lebenssituationen, in denen Sie HALT als etwas Negatives oder etwas Positives empfunden haben?
Manchmal verändert sich der Blick auf eine Lebenssituation: Was im Augenblick als schlimm wahrgenommen wird, erlangt in der Rückschau Sinnhaftigkeit bzw. hat sich zu etwas Gutem weiterentwickelt. Manchmal liegen Gut und Schlecht auch ganz nah beieinander. Je nachdem, mit welch innerer Gestimmtheit ich eine Situation betrachte, sehe ich eher das Gute oder das Schlechte, eher den Vorteil oder den Nachteil.
Was bedeuten diese Gedankenansätze für unseren Umgang mit dem „Halteschild“ vor unserem Leben, das ich eingangs erwähnt habe? Es ist nicht einfach, dieses HALT anzunehmen. Es grenzt mich stark in meinen freiheitlichen Grundrechten ein und kann mich im wahrsten Sinne des Wortes an meine Grenzen bringen. Bis wir aber dem Virus ein wirkungsvolles Halteschild entgegenstellen können, gilt es, Verantwortung zu tragen für unsere Mitmenschen und für uns selbst, um Leben und Gesundheit aller zu schützen.
Lenken wir unseren Blick auf die positive Bedeutung von HALT. Einander Halt geben, ermutigende Worte finden, Verständnis zeigen, Hilfe anbieten, zuhören...
So besteht die Chance, dass neben den berechtigten Sorgen eine Zuversicht wachsen kann, die mich darin bestärkt, vertrauensvoll meinen Weg weiterzugehen. Und wenn das nicht nur ich tue, sondern viele andere auch, umso besser!
(Foto: M.Dürr)